Deutschlands Elite-Unis: Für wen lohnt sich das Studium?
Wird der Begriff Elite-Uni in den Raum geworfen, denkt man zuerst an Harvard, Oxford und Co. Weniger bekannt sind die 11 deutschen Eliteuniversitäten. Diese tragen die Auszeichnung „exzellent“ gerade mal seit 11 Jahren. Trotzdem werden sie von deutschen Studenten überrannt. Das Studium unterscheidet sich dort jedoch kaum von dem an anderen staatlichen Universitäten. Für manch einen lohnt es sich dennoch.
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Eliteuniversität: Was heißt das genau?
Deutschland soll im internationalen Vergleich der Hochschulen wettbewerbsfähiger werden. Das ehrgeizige Ziel: Die deutschen Universitäten sollen an die Spitze der internationalen Uni-Rankings klettern und direkt mit den amerikanischen und britischen Top-Universitäten konkurrieren. Momentan sind sie noch weit davon entfernt: Deutsche Universitäten erringen in den Rankings oft nur Plätze ab 30 oder schlechter. Um bis zu Platz 1 aufzusteigen, muss also einiges passieren.
Das hat sich auch die Bundesregierung gedacht und im Jahr 2006 zusammen mit den Ländern 11 deutsche Universitäten im Rahmen der Exzellenzinitiative mit dem Elite-Siegel ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde für die besten Forschungskonzepte verliehen.
Das sind die 11 Elite-Unis in Deutschland:
- Universität zu Köln
- Technische Universität Dresden
- Universität Bremen
- Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- Technische Universität München
- Ludwig-Maximilians-Universität München
- Humboldt-Universität Berlin
- Freie Universität Berlin
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
- Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Universität Konstanz
Elitär studieren – wie wirkt sich das Exzellenz-Siegel aufs Studium aus?
Das Elite-Siegel hat im Gegenteil zu den gängigen Vorurteilen nichts damit zu tun, dass an diesen Universitäten nur die gesellschaftliche Elite studieren darf. Jeder hat dort die gleichen Chancen, einen Platz zu bekommen: Die Zugangsvoraussetzungen sind die gleichen wie an allen anderen staatlichen Unis und es werden dort dieselben Studiengänge mit denselben Abschlüssen gelehrt wie an normalen staatlichen Universitäten.
Die Förderung durch die Exzellenzinitiative hat trotzdem Auswirkungen auf das Studium. Die ausgezeichneten Hochschulen bekommen finanzielle Förderung, um ihren Forschungsbereich auszubauen. Außerdem können Sie Top-Professoren zu sich holen. Nicht zuletzt deshalb verfügen Sie über einen hervorragenden Ruf und sind führend im deutschen Hochschul-Vergleich.
Vor dem Studium abwägen: Vor- und Nachteile
An einer Elite-Uni zu studieren, ist für viele Abiturienten im ersten Moment verlockend. Sie versprechen sich eine hohe Qualität in der Lehre, die besten Professoren und die besten Karrierechancen. Oft werden diese Vorstellungen aber enttäuscht. Erstsemester kommen nur sehr schwer an einen persönlichen Kontakt mit den Koryphäen ihres Fachs, weil deren Vorlesungen hoffnungslos überlaufen sind. Darüberhinaus hat die Auszeichnung als „Exzellenz“-Universität rein gar nichts mit der Qualität der Lehre zu tun. Durch die Auszeichnung wird lediglich der Forschungszweig gefördert und universitäre Spitzenforschung international bekannt gemacht. Das hat aber auch zur Folge, dass die Unis sich oft auf ein spezielles Forschungsthema oder ein sogenanntes Cluster konzentrieren.
Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile der Elite-Unis sind die Möglichkeit, ein anspruchsvolles forschungsorientiertes Studium durchzuführen sowie von der Reputation und dem guten Ruf der Uni zu profitieren. Das Studium an einer Elite-Uni bringt aber auch Nachteile mit sich:
- die Unis sind oft wegen ihres guten Rufs überlaufen
- der Fokus kann sich weg von der Lehre hin zur Forschung verschieben, zum Nachteil für alle Studiengänge, die nicht forschungsorientiert sind
- im Internet sind häufig Beschwerden über die schlechte Organisation zu lesen
- das Konkurrenz-Verhalten der Studierenden ist oftmals höher als anderen Unis
Deshalb lohnt sich ein Studium an der Elite-Uni generell mehr für forschungsorientierte Studiengänge bzw. für Studierende, deren Ziel eine Karriere in Wissenschaft und Forschung ist. Das heißt nicht automatisch, dass die anderen Studiengänge schlecht(er) sind. Allerdings sollten Sie sich vor Studienbeginn gut informieren.
Tipp: Nutzen Sie die Schnuppertage an den Universitäten, um ein Gefühl für die Atmosphäre, die Studentenanzahl und die eventuelle Konkurrenz-Mentalität zu bekommen. Außerdem lohnt es sich, online nach Erfahrungsberichten anderer Studenten zu suchen.
Elite-Unis und die Zukunft: Was mit der Exzellenzinitiative passiert
Elite-Unis werden immer nur für bestimmte Zeit von der Bundesrepublik Deutschland gefördert. Sie behalten diesen Status also nicht für immer. Auch daran sollten Sie denken, wenn Sie sich aus Imagegründen an einer Elite-Uni bewerben wollen.
Für die Exzellenzinitiative ist bereits eine Neuauflage geplant. Wieder sollen zwischen acht und elf deutsche Universitäten mit dem Exzellenz-Siegel ausgezeichnet werden.
Während sich die Exzellenzinitiative bis 2017 in die drei Linien
- Graduiertenschulen
- Exzellenzcluster
- Zukunftskonzepte
gliederte, soll zukünftig die Auszeichnung der Graduiertenschulen wegfallen. Darüberhinaus wurden die Voraussetzungen für eine Auszeichnung als Exzellenz-Universität verändert.
Änderungen für die Bewerber – auch für die Studenten?
Sie fragen sich sicherlich, ob die Änderungen in der neuen Exzellenzinitiative Studium und Lehre beeinflussen. Zu erwarten ist das höchstwahrscheinlich nicht, da Lehre und Forschung zwei unterschiedliche Bereiche sind, die gut voneinander getrennt werden können. Allerdings sind die Hürden jetzt höher, erneut als Elite-Uni ausgezeichnet zu werden. Deshalb könnte (!) eine weitere Vernachlässigung der Lehre eintreten, bis die Auszeichnung erworben wurde. Das muss zwar nicht sein, man sollte diese Möglichkeit jedoch im Hinterkopf behalten.
Dort studieren, wo die Voraussetzungen stimmen
Deshalb gilt: Unabhängig davon, ob eine Universität als exzellent ausgezeichnet wurde oder nicht, kann die Lehre genauso gut wie schlecht sein. Lassen Sie sich nicht von diesem Siegel blenden, sondern überlegen Sie genau, welche Anforderungen Sie an Ihr Studium haben und wählen Sie danach die passende Hochschule aus. Das muss nicht zwingend eine Universität sein – auch die Fachhochschulen sind eine echte Alternative.
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